Linkshänder-Initiative

Der Weg zurück zur eigenen Natur

Das gebrochene Gehirn

Im Englischen gibt es für die Umschulung der Händigkeit den sehr drastischen Ausdruck "brain breaking", das Brechen des Gehirns. Im deutschsprachigen Raum hingegen wird das Problem vielfach noch bagatellisiert.

Aus der Erkenntnis, umgeschult zu sein, folgt keineswegs automatisch die Notwendigkeit, zum Agieren mit der dominanten Hand zurückzukehren! Umschulung disponiert ja lediglich für gewisse Symptome, die entweder sehr bald, erst im späteren Leben oder gar nicht zum Ausbruch kommen können. So besteht auch kein Anlass zur Rückschulung, so lange der Umgeschulte sich wohl fühlt. Zudem kann das Auftreten charakteristischer Symptome bei Umgeschulten immer auch andere Ursachen haben, die zusätzlich abgeklärt werden sollten.
Wenn aber naheliegt, dass die Beschwerden auf ein Umschulung zurückzuführen sind, so kann man diesen Problemen wohl kaum wirksamer begegnen als mit der Rückkehr zur eigenen Natur. Alle anderen Maßnahmen beschränken sich auf die Bekämpfung der Symptome.

Die Befreiung des Potentials

Die Entscheidung, links zu agieren oder gar zu schreiben ist für viele Betroffene zunächst eine gewissermaßen "politische". Sie ist das sichtbar gemachte Bekenntnis zur eigenen angeborenen Identität, die lange Zeit versteckt werden musste. So kann die Entscheidung zur Rückschulung als solche schon der Selbstachtung des Umgeschulten sehr gut tun. Bis heute ist Verständnis für die Probleme umgeschulter Mitmenschen keineswegs selbstverständlich! (Siehe dazu auch Probleme umgeschulter Erwachsener!) Viele Umgeschulte stehen das nur durch, wenn die näheren Angehörigen ihrer Rückschulung positiv gegenüber stehen oder wenn sie Kontakt zu anderen Betroffenen halten können. LinkshaenderInnen-Treff

Die Wirkung der Rückschulung darf einerseits nicht überschätzt werden! Nicht alle über Jahre und Jahrzehnte entstandene Prägungen durch die Umschulung verschwinden in wenigen Monaten! Grundsätzlich ist ein Erfolg dieser Maßnahme aber nicht vom Alter abhängig, und Verbesserungen des Befindens, die individuell sehr unterschiedlich erlebt werden, sind bei Rückschulungen so gut wie immer zu beobachten!
Besonders erfolreich sind Rückschulungen bei Grundschulkinder, deren Symptome sich meist erstaunlich rasch bessern!

Es hat sich in der Erfahrung bewährt, im Zuge der Rückschulung nicht gleich mit dem Schreiben zu beginnen, sondern zunächst eine Tätigkeit zu wählen, die nicht unter Leistungsdruck steht, wie zum Beispiel Malen. Es geht bei jeder Rückschulung nicht primär um die Verbesserung der objektiven motorischen Leistung, sondern um die inneren Prozesse, die ausgelöst werden und zur angeborenen inneren Ordnung zurückführen. Spüren Sie in sich hinein, was diese Rückkehr zu dem natürlichen Bewegungsmuster im Körperbewusstsein auslöst. Dabei sind Ihnen vielleicht Ihre eigenen Leistungsansprüche im Weg. Es ist völlig verständlich, dass Ihre linke Hand die Abläufe zunächst weniger gut beherrscht als die rechte. Es gibt für Sie einen Grund, der viel schwerer wiegt als jegliche Perfektion, die Sie jemals erreichen können: dass Sie als LinkshänderIn geboren wurden!

Im Fall, dass Sie schließlich tatsächlich den großen Schritt wagen und auch das Schreiben auf die linke Hand umstellen wollen, empfiehlt sich, mit Schwungübungen zu beginnen und damit die richtige Schreibhaltung zu üben und erst dann langsam auf das Schreiben von Buchstaben und Wörtern überzugehen. Regelmäßiges Üben steigert den Erfolg, aber Leistungsdruck ist kontraproduktiv. Das Schreiben sollte von einem angenehmen Körpergefühl begleitet sein! Jede Rückschulung verläuft individuell anders. Bis zum Erreichen einer akzeptablen Schriftgeschwindigkeit und Schriftqualität können Monate, unter Umständen aber auch Jahre vergehen. Zum Erlernen einer zweckmäßigen Schreibhaltung (das Blatt wird leicht nach rechts geneigt, die Hand liegt unter der Zeile!) sei Ihnen das Buch "Übungen für Linkshänder" von Johanna Barbara Sattler (Auer Verlag) empfohlen. Siehe auch Schreiben !
Grundsätzlich können im Berufsalltag praktischen Probleme auftreten, beispielsweise durch das reduzierte Schreibtempo und durch das Nichterreichen einer alltagstauglichen Form. Das betrifft allerdings nur noch wenige Berufsgruppen (LehrerInnen), da heute fast ausschließlich mit dem Computer geschrieben wird, und die Handschrift eine untergeordnete Rolle spielt. Nicht das Erreichen einer schönen und schnellen Handschrift soll das Ziel der Rückschulung sein, sondern eine allgemein verbesserte Lebensqualität.

Ungünstig ist es, beim Schreiben die Hand zu wechseln. Auf diese Weise können dauerhaft weitere unangenehme Symptome auftreten. Die Handlungen verlieren an Ordnung, man agiert zerstreut und ineffektiv! Ziel muss bei komplexen Tätigkeiten wie dem Schreiben immer bleiben, eine vormals rechts automatisierte Handlung dauerhaft auf die linke Hand umzustellen!

Gerade die Rückkehr zum Schreiben mit der dominanten linken Hand kann intensive seelische Prozesse in Gang setzen. Es können verdrängte traumatische Erlebnisse in der Erinnerung auftauchen. Es handelt sich dabei nicht unbedingt nur um unangenehme Erinnerungen an die Umschulung selber, sondern die Rückschulung kann wie ein Schlüssel wirken, der den Weg frei gibt zur Bearbeitung von belastenden Kindheitserlebnissen unterschiedlichster Art und zur Befreiung von manch seelischer Last. Deshalb wird empfohlen, gegebenenfalls auch für psychologische oder psychotherapeutische Begleitung offen zu sein.

Gewarnt werden muss vor einer forcierten Rückschulung. Lassen Sie sich eine Rückschulung niemals gegen Ihren ausdrücklichen Wunsch durch Autoritäten verordnen! Das wäre nichts anderes als die Wiederholung der einstigen seelischen Verletzung!

Wer ehrlich zu sich selber bleibt, braucht aber vor einer Rückschulung keinerlei Angst zu haben!

Weitere nützliche Informationen zur Rückschulung sowie Erfahrungsberichte finden Sie auf der Homepage
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Wenn Sie Unterstützung suchen, wenden Sie sich an unser Beraterteam

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© Dr. Elisabeth Ertl - 2005